Mama werden ist nicht schwer – Mama sein dagegen …
… ein Beitrag zur Blogparade „Mütter und ihre größte Herausforderung“ von Daniela Strube. Wenn man eine Mutter fragt, was ihre größte…
… ein Beitrag zur Blogparade „Mütter und ihre größte Herausforderung“ von Daniela Strube.
Wenn man eine Mutter fragt, was ihre größte Herausforderung ist, bekommt man die unterschiedlichsten Antworten. Auch ich hätte vor ein paar Monaten noch auf diese Frage eine ganz andere Antwort gegeben als heute. Fakt ist: Die Herausforderungen ändern sich mit jedem Entwicklungsschritt, den Du gehst. Egal, ob das die Mama oder die Kinder betrifft. Und genau deswegen gibt es auf diese Frage auch keine pauschale Antwort. Die kann es gar nicht geben, weil die Familien und die Kinder so unterschiedlich sind, wie die Lebenswelten, in denen sie sich gerade befinden.
Für mich gibt es aber eine Herausforderung, auf die jede Mama irgendwann einmal trifft. Die eine früher, die andere später. Nämlich das Thema der kleinen Freiräume.
Hat eine Mama denn auch mal frei?
Bei mir war das schon sehr früh eine Herausforderung. Ich bin zwar ein Mensch, der gern mit anderen zusammen lebt. Aber trotzdem hatte ich schon ziemlich schnell nach der Geburt den Wunsch, wieder ein bisschen mehr Privatsphäre zu haben.
Natürlich ist es normal, dass Du dein frisch geborenes Baby erstmal überall mit hinnimmst. Und mit überall meine ich auch wirklich überall: in dein Bett, zu deinen Arztterminen, zum Einkaufen u.s.w. Ich glaube, dass brauche ich nicht näher aufzuzählen. Sogar, wenn Du ins Badezimmer gehst, ist dein Kind dabei. Allerdings bin ich da bei mir ziemlich schnell an eine sehr persönliche Grenze gestoßen. Ich hatte einfach das Gefühl nicht mehr durchatmen zu können, keinen Freiraum zu haben und auch bei den intimsten Dingen unter Beobachtung zu stehen.
Das mag für Dich jetzt vielleicht übertrieben klingen. Aber für mich hat es sich genau so angefühlt. Gerade beim ersten Kind war ich mir sehr unsicher, wo ich die Grenze zwischen meinen Bedürfnissen und den Bedürfnissen des kleinen Wesens ziehen soll, das mich ja so sehr braucht.
Bin ich eine schlechte Mutter?
Und so gab es in mir einen ständigen Kampf: mein Verantwortungsgefühl und der Wunsch eine gute Mutter zu sein stand gegen meinen Drang nach einem kleinen Stückchen Freiraum für mich. Ich beschäftigte mich laufend mit Fragen wie:
- Darf ich es mir denn erlauben, einfach mal in Ruhe ausführlich in die Badewanne zu gehen und mein Kind in der Zeit sich selbst zu überlassen?
- Darf ich mich denn jetzt mit meinem neuen Buch aufs Sofa setzen, obwohl die Kleine gerade wach ist und vielleicht mit mir spielen möchte?
Ich denke Du weißt worauf ich hinauswill 😉
Ich hätte mir vor der Geburt meiner Großen nie träumen lassen, dass ich mir Sorgen um solche Dinge machen würde. Im Zusammenleben mit meinem Mann gab es solche Herausforderungen bis dahin gar nicht. Aber mit Kindern ist das alles anders, denn schließlich hat man ja die Verantwortung für sie. Und ich merke auch heute noch, wie es mich stresst, wenn ich nicht mal dazu komme, mich anzuziehen, bevor eines meiner Kinder das erste Mal „Mama“ schreit.
Die Lösung hat mich gefunden
Irgendwann habe ich mich dann einfach mal getraut, die anderen Mamas in meiner Babymassagegruppe zu fragen, wie sie mit dieser Situation umgehen. Und es hat sich herausgestellt, dass ich bei weitem nicht die einzige Mutter war, die solche inneren Kämpfe erlebt. Eigentlich hatte jede der anderen Mamas eine ähnliche Herausforderung. Nur eben jede auf ihre Art. Es tat uns deshalb einfach unheimlich gut auch mal die Sichtweise der anderen Mütter zu hören. Und ich habe mit einem Schmunzeln gemerkt, dass andere Mamas wiederum meine Sicht für sich übernahmen. So konnten wir uns gegenseitig helfen und es hat sich ein tolles Unterstützungsnetzwerk aufgebaut. An diese Treffen erinnere ich mich heute noch gern zurück.
Meine beiden Mädchen sind inzwischen schon größer und machen gern mal was ohne mich. Und zum Glück habe ich schnell gelernt, dass es überhaupt nicht schlimm ist die Kinder auch mal sich selbst zu überlassen. Im Gegenteil: Es tat nicht nur mir unheimlich gut, sondern auch meinen Kindern. Und noch heute ergeben sich in diesen Situationen meist die tollsten Dinge. Die beiden erfinden Spiele, auf die ich nie im Leben gekommen wäre. Oder sie fangen tatsächlich an miteinander zu spielen statt sich über eine bestimmte Sache zu streiten. Und seit ich das gelernt habe, kann ich mich auch mal ganz beruhigt zurückziehen und meinen eigenen Dingen nachgehen.
Der Trick mit der Mamaecke
Einen besonders tollen Tipp habe ich dazu später noch von einem meiner Mentoren bekommen. Zum eigenen Freiraum gehört nämlich auch einen eigenen Rückzugsort zu haben. Bei vielen Familien ist es selbstverständlich, dass die Kinder eigene Zimmer haben. Und auch die Männer werden oft mit „Höhlen“ bedacht, in die sie sich verziehen können, wenn ihnen der Trubel zuviel wird. Nur wir Mamas neigen dazu immer und überall präsent und ansprechbar zu sein. Ich habe mir deshalb schon vor längerer Zeit eine „Mamaecke“ eingerichtet, in der mein Schaukelstuhl und meine Leselampe stehen. Außerdem gibt es dort Dinge, die mir Freude machen und dafür sorgen, dass ich mich in meiner Ecke besonders wohl fühle. Wenn Du genügend Platz hast, rate ich Dir unbedingt dazu Dir auch ein Mamazimmer zu gönnen.
Denn dort hast Du einen geschützten Bereich, in den nicht jeder immer gleich hineinplatzen kann, wenn es ihm gerade passt. Du kannst es in deinen Lieblingsfarben anstreichen und musst keine Rücksicht auf die Wünsche der restlichen Familienmitglieder nehmen. Und Du hast die Möglichkeit Dich dort mit Dingen zu umgeben, die nur für Dich wichtig sind. Dabei ist es ganz egal, ob deine Kinder oder dein Mann das doof finden. Denn es ist ja dein Rückzugsort. Und ich persönlich genieße jede Minute, die ich dort verbringe.
[bctt tweet=“Kleine Freiräume und ein eigener Rückzugsort tun jeder Mama gut.“]
Herausforderungen sind da um gelöst zu werden
Genügend kleine Freiräume für mich zu schaffen und zu erkennen, wann ich auch mal eine Auszeit brauche, war und ist die große Herausforderung in meinem Mamadasein. Und dafür bin ich auch sehr dankbar. Denn Herausforderungen sind dazu da, von uns gelöst zu werden. Ich habe für mich einen guten Weg dahin gefunden.
Und ich stelle immer wieder fest, wie wichtig der Austausch mit anderen Müttern dafür ist. Deshalb veranstalte ich regelmäßige Elterntreffs, bei denen genau das möglich ist. Schon allein zu sehen, dass andere Mamas ähnliche Herausforderungen haben, entlastet und sorgt dafür, dass wir uns nicht mehr so alleine fühlen. Und wenn Du dann dabei noch verschiedene Ideen mitbekommst, wie Du deine Herausforderung lösen kannst, hat sich die Teilnahme gleich doppelt gelohnt. Wenn Du wissen willst, wann die nächsten Elterntreffs stattfinden, schau doch mal bei den Terminen vorbei. Dort findest Du immer die aktuellen Daten.
Denn gemeinsam können wir die Herausforderungen des Mamaseins besser meistern!
Liebe Anja,
die Idee mit der Mama-Ecke finde ich genial. Als Mama darf man sich auch Raum ganz im ursprünglichen Wortsinn zugestehen!
Und die Wichtigkeit des Austausches in Gruppen kann ich nur unterstreichen, sogar über Jahre hin – meine beiden besten Freundinnen habe ich in der Stillgruppe nach der Geburt meiner großen Tochter kennengelernt. Über all die Jahre waren und sind wir uns gegenseitig eine große Stütze, weil wir die Herausforderungen der anderen gut nachvollziehen können.
Liebe Grüße, Vera
Liebe Vera,
danke für deine Bestätigung. Manchmal komme ich mir mit meinem Bedürfnis nach Austausch so ziemlich allein vor. Aber oft sieht man im Außen eben nicht, wie es im Innen der anderen Eltern aussieht. Jeder möchte immer stark sein und kaum einer gibt zu auch mal eine Schwäche zu haben oder etwas nicht zu wissen. Ich staune eigentlich immer wieder, wenn ich feststelle, dass es auch in scheinbar perfekten Familien alles andere als perfekt zugeht. Deshalb bin ich froh, dass ich schon lange gelernt habe um Hilfe zu bitten und diese dann auch anzunehmen. Das erleichtert unheimlich!
Liebe Grüße
Anja